Zugespitzt: Warum lieben (manche) Männer Trump und hassen Hillary?

(Vor der US-Wahl)
Dass es hauptsächlich Männer sind, den Wunsch nach Gruppenneuausrichtung durch Abgrenzung hegen (und den Vorschlägen von AfD bis Trump folgen), liegt möglicherweise daran, dass sie eben in der bisherigen Gruppe („die Gesellschaft“) nicht so erfolgreich waren, wie sie es selbst gerne sehen würden. Apropos männliches Selbstbild.
Mag aber auch etwas mit der Politik für die Gruppe der z.T. klassischen Familien mit dem Mann als Alleinverdiener zu tun haben. Die von einer starken Mittelschicht mit guten Verdienstmöglichkeiten und Jobalternativen stets begünstigt wurde.Während Clinton nun ein paar gute Ideen von Bernie Sanders übernommen hat, um die weitere Scherenöffnung zwischen Oberschicht und „denen da unten“ zu stoppen, ist sie für viele der „deplorabels“ wohl Teil einer losgelösten Politikerclique, die nicht mehr für sie spricht.
Clintons Nähe zur WallStreet und die Krise, die 9 Millionen Jobs vernichtet hat sind den Leuten immer noch in den Köpfen.
Eigentlich ist es ihnen egal, wen sie wählen. Hauptsache, nicht das Establishment, dass sich die Taschen vollmacht. (So deren Perspektive).
Ähnliches galt m.E. beim Brexit.
Es ging weniger um wirkliche Inhalte als den Fakt, dass viele Arbeiter keinen glaubwürdigen Politiker mehr kennen (außer den Demagogen), der sich für ihre Belange einsetzt.
Und das sage ich als Schwarzer. Soziale Marktwirschaft wäre hier wie dort eben wichtig.
Dazu würde eben auch gehören, dass man den Leuten reinen Wein einschenkt, wie es mit Industrie 4.0 und Digitalisierung weitergeht. Gutbezahlte Facharbeiterjobs in der Industrie gibt es immer weniger. Dienstleistungen werden per se schlechter bezahlt.
Es geht also um die größerwerdende Schere zwischen Arm und Reich.

Dass gerade Trump für die Arbeiter in den USA der Messias ist, ist da natürlich blanker Hohn. Der Typ kann gar nix.
Aber AfD und Trump hören (vermeintlich) wenigstens zu. (Aus der entsprechenden Wählerperspektive). Das muss man adressieren, sonst ist der Zug bei diesen Leuten irgendwann abgefahren.
Reallohnentwicklung MUSS ein Thema werden für die Politik.

In den USA sind die Löhne seit Ende der 90er nicht mehr gestiegen.
Während die Unternehmensgewinne natürlich zugelegt haben.
Die Frage ist schlicht, wohin gehen die erwirtschafteten Produktions- und Dienstleistungsgewinne? Natürlich zu denen, die bereits Geld haben. (Was nicht schlimm ist, bei entsprechender Besteuerung).
Schlimmer ist, dass durch technische Vorteile Highspeed-Trader und institutionelle Anleger für Investmentabteilungen einen Großteil abschöpfen – ohne dass es der Wirtschaft einen Vorteil bietet.
Falls Verluste erzeugt wurden, musste es dann der Steuerzahler begleichen. Nicht gut.

In der Summe ein vielschichtigeres Problem. Den Leuten einfach nur Dummheit zu unterstellen (auch wenn es z.T. stimmt), greift zu kurz.

Was allerdings dumm ist und was man auch im Falle von Angela Merkel hineininterpretieren kann – viele der entäuschten (weil nicht erfolgreichen?) männlichen weißen politischen Gegner, empfinden wohl einen umso stärkeren Hass gegen die Politikerin, weil sie eine Frau ist.
Verstärkung des eigenen Versagens. Nicht nur fremdbestimmt, sondern auch von einer Frau bevormundet. Sowas.
Ihr männliches Rollenvorbild (Geld, Einfluss, Frauen) erfüllt „The Donald“ wiederum ausreichend. Eigentlich wollen sie sich selbst wählen und lieben die ausreichend erfolgreiche Kopie.